The Armed Man als audiovisuelles Erlebnis

Ansver Sobtzick gibt mit großem Ensemble eindrucksvolles Konzert in Hinterschmiding

Von Max Götz

Hinterschmiding. Ist es möglich, in einer Welt, die zunehmend geprägt ist von Krieg, Völkermord, Hass, Vertreibung und missbrauchter Religion eine „Messe für den Frieden“ zu komponieren und aufzuführen? Der walisische Komponist Karl Jenkins hat seine Messe unter dem Eindruck des Kosovokriegs mit seinen barbarischen Auseinandersetzungen zwischen orthodoxen Christen und Muslimen geschrieben als ein Zeichen der Hoffnung. Jenkins verbindet Militärmusik, traditionelle Kirchenmusik, den Ruf des Muezzins und den jüdischen Psalm miteinander zu einem gemeinsamen Gebet für den Frieden.

Ansver Sobtzick hat etwa 100 Sänger/innen, bestehend aus seinem Konzertchor ProvoCantus, dem Lehrerchor FRG, dem Gospelchor Inspiration sowie viele Schüler/innen aus den Schulen des Landkreises um sich geschart und seit Februar für dieses in jeder Hinsicht anspruchsvolle Werk geprobt. Das großartig musizierende ORCHESTRA DE FAKTO, bestehend aus exzellenten Musiker/innen aus Bayern, Österreich und Tschechien, die famose Tanzschule Prasch und – nicht zu vergessen die Schüler der Caritasschule St. Elisabeth ? vollendeten das gewaltige Ensemble.

Das Werk beginnt mit der Darstellung marschierender Füße, begleitet von schrillen Tönen einer Piccoloflöte, anfangs zart von den Frauenstimmen gesungen. Dann setzen die Männerstimmen kraftvoll ein und mehrstimmig mündet der Gesang in zunehmender Dynamik in ein furchterregendes Fortissimo, begleitet von kämpferischen Tanzmotiven.

Krasser Gegensatz: Der 17-jährige Amin Mohammadi, ein Flüchtling aus Afghanistan singt „Allahu akbar“, sein Glaubensbekenntnis solo ohne Begleitung. Das Zeichen ist eindeutig: Christen und Muslime stimmen in dieser Messe zum Gebet für den Frieden ein. Als krasser Gegensatz vermittelt das Schlachtgetümmel, verstärkt durch die Tänzer/innen in Kampfformation, musikalisch mit schmetternden Trompeten, hämmerndem Schlagwerk und furiosen Choreinsätzen das Grauen des Krieges. Auf das Schreien der Sterbenden folgt eine bedrückende Stille. Erschütternd das „Angry flames“, das den Atombombenabwurf auf Hiroshima symbolisiert. Atemberaubende Tanzeinlagen in Tierkostümen und der unisono singende Chor beschreibt das Leid der Kreaturen, bis nach einem mächtigen Fortissimo alles schrittweise in sich zusammenfällt, eine großartige, jedoch auch beklemmende Darbietung von Chor, Orchester und Tanzgruppe.

Das „Agnus Dei“, die Anrufung an das Lamm Gottes, den Menschen Frieden zu schenken, strahlt zärtliche Melodienfolgen in dichten Harmonien aus, homogen und einfühlsam musiziert. Im „Now the guns have stopped“ setzen die Frauenstimmen, begleitet vom Streichorchester, die Trauer der Überlebenden überzeugend um, umrahmt von als Friedensboten weiß gewandeten Tänzer/innen. „Better is peace“, der große Schlusspunkt der „Messe für den Frieden“ in zuversichtlich klingenden Melodien, sowohl musikalisch als auch tänzerisch glänzend gestaltet, weckt Hoffnung auf eine bessere Zukunft, eine Hoffnung, heute mehr denn je notwendig.

Dieses große, musikalisch höchst anspruchsvolle Werk wäre ohne das Engagement von Ansver Sobtzick nicht möglich gewesen. Er hat Amateure animiert und sie zu Leistungen höchster künstlerischer Güte gebracht. Über 1000 Besucher an den zwei Abenden dankten mit stürmischem Beifall. Dass anschließend in den Zelten gegessen, getrunken und nach der Musik, die junge Flüchtlinge machten, bis in die Nacht miteinander getanzt und gefeiert wurde, ließ die Veranstaltung auch zu einem interkulturellen Fest werden.